IRES-ZOE-Studie

IRES-ZOE-Studie

Rehabilitationseffekte bei „zielorientierter Ergebnismessung“
Ergebnisse der IRES-ZOE-Studie 1996/97 – Zusammenfassung:

Im Mittelpunkt der Studie stand ein methodisches Problem, das für die Ergebnismessung in der Rehabilitation typisch ist: Die Rehabilitation weist eine sehr breitgefächerte Zielstruktur auf, und deshalb müssen bei der Datenerhebung viele Variablen erfasst werden, die als mögliche Zielparameter in Frage kommen. Da jedoch nicht alle Zielparameter für jeden Patienten relevant sind, gibt es auf jedem Parameter viele Patienten, die hier zu Beginn unauffällige Werte aufweisen und sich am Ende der Rehabilitation (auf diesem Parameter) kaum noch weiter verbessern können. Werden sie jedoch, wie bei konventioneller Auswertung üblich, in die Veränderungsmessung für den betreffenden Parameter einbezogen, „verwässern“ sie die Effekte für diejenigen Patienten, für die der fragliche Parameter ein relevantes Rehabilitationsziel dargestellt hat.

Das ZOE-Verfahren löst dieses Problem, indem aus den Fragebogenangaben der Patienten zu Beginn der Rehabilitationsmaßnahme ein sog. „Patientenprofil“ erstellt wird, das die Grundlage für eine Definition individuell relevanter Rehabilitationsziele abgibt. In die Ergebnismessung für einen bestimmten Parameter werden dann nur noch die Patienten einbezogen, für die dieser Parameter anfangs als Therapieziel markiert worden war.

In der IRES-ZOE-Studie wurde dieses Verfahren einer „zielorientierte Ergebnismessung“ (ZOE) erstmals eingesetzt und mit dem IRES-Patientenfragebogen erprobt. An der Studie haben sieben Kliniken aus den Indikationsbereichen Orthopädie, Kardiologie und Psychosomatik mit insgesamt 1.416 Patienten teilgenommen.

Bei der Auswertung der Studiendaten hat sich u.a. gezeigt, daß sich bei Anwendung des ZOE-Verfahrens deutlich bessere Effekte der Rehabilitation nachweisen lassen, als dies bei konventioneller Auswertung der Fall wäre. So haben sich im Durchschnitt aller individuell ausgewählten Zielvariablen Verbesserungen ergeben, die als „starke Effekte“ zu interpretieren sind (Effektstärke ES=0,80). Besonders auf dem Niveau von Einzelskalen, die nur für einen kleineren Teil der Patienten relevante Therapieziele darstellen, sind die Unterschiede zum konventionellen Meßverfahren beinahe dramatisch zu nennen: Auf der Skala „Lebensbewältigung“ beispielsweise ergaben sich bei konventioneller Auswertung nur minimale Effekte (ES=0,19), während die ZOE-Auswertung starke Effekte auswies (ES=0,80).

Die Studienergebnisse zeigen jedoch auch, daß die Effekte der Rehabilitation für die verschiedenen Zieldimensionen recht unterschiedlich ausfallen. Vor allem in den Bereichen „berufliche Belastungen“ und – nicht ganz so ausgeprägt – bei den „Behinderungen im Alltagsleben“ können die Effekte der Rehabilitation nicht als zufriedenstellend angesehen werden. Wenn die Gesamteffekte trotzdem als sehr positiv zu beurteilen sind, liegt dies daran, daß in den Bereichen „Schmerzen/Symptome“ und „psychische Belastungen“ gute bis sehr gute Resultate erreicht werden.

Insgesamt steht mit dem IRES-ZOE-Verfahren jetzt eine Methode der Ergebnismessung zur Verfügung, die differenzierte Aussagen über die Effekte der Rehabilitation in den Problembereichen zuläßt, die für die einzelnen Patienten tatsächlich relevant waren. Gleichzeitig ist das Verfahren in der Lage, Schwachstellen der aktuellen Rehabilitationspraxis zu identifizieren, an denen gezielt an einer Weiterentwicklung der therapeutischen Programme gearbeitet werden muß.

Literatur
Gerdes, N. (1998): Rehabilitationseffekte bei „zielorientierter Ergebnismessung“. Ergebnisse der IRES-ZOE-Studie 1996/97. Deutsche Rentenversicherung Heft 3-4, S. 217-237