Evaluation des Etappen-Heilverfahrens im RehaKlinikum Bad Säckingen

Evaluation des Etappen-Heilverfahrens im RehaKlinikum Bad Säckingen

Etappen-Heilverfahren für stark adipöse Patienten im RehaKlinikum Bad Säckingen: Vorgehensweisen und Zwischenergebnisse Jan. 2017

Zusammenfassung:
Die „globale Epidemie“ der Adipositas (WHO) zeigt sich naturgemäß bei orthopädischen Rehabilitanden in besonders starkem Maße. Eine wirksame Therapie ist vor allem in langfristiger Hinsicht wenig aussichtsreich, weil ein großer Teil der behandelten stark adipösen Patienten innerhalb einiger Monate nach einer durchaus erfolgreichen Reha-Maßnahme zunehmen und ihr Anfangsgewicht wieder erreichen. In der Therapie muss deshalb nach Wegen gesucht werden, adipöse Patienten längerfristig zu begleiten und Anfangserfolge zu verstetigen und auszubauen.

Mit dieser Zielsetzung wird seit Mitte 2014 RehaKlinikum Bad Säckingen für stark adipöse erwerbstätige Patienten (BMI>35) der DRV Baden-Württemberg eine besondere Form der Reha-Maßnahme erprobt, die gemeinsam mit der DRV-BW konzipiert wurde und als „Etappenheilverfahren“ (EHV) bezeichnet wird.

Das Verfahren ist so konzipiert, dass nach einer initialen Reha-Maßnahme von 18 Tagen (EHV-1) eine ambulante Phase von 6 Monaten folgt, an die sich eine zweite stationäre    Phase (EHV-2) mit einer Dauer von 11 Tagen anschließt. Nach einer weiteren ambulanten Phase von 6 Monaten führt die dritte stationäre Phase (EHV-3) mit einer Dauer von 6 Tagen zum Abschluss des Verfahrens. Etwa in der Mitte der beiden ambulanten Phasen werden die Rehabilitanden zur Motivationsverstärkung von der Ernährungsberaterin des RKBS angerufen und nach ihrem aktuellen Körpergewicht sowie nach Problemen bei der Ernährungs­umstellung befragt. Da alle EHV-Patienten die Ernährungsberaterin während der stationären Aufenthalte persönlich kennen gelernt haben, ist die Antwortquote bei diesen telefonischen Kontakten sehr gut. Die wissenschaftliche Begleitung des EHV-Projekts erfolgt durch das Hochrhein-Institut am RKBS.

Die aktuell vorliegenden Ergebnisse von 68 EHV-Patienten zeigen, dass das leitlinien­gerechte Ziel von 10% Gewichtsreduktion von 64% der Studienpatienten nach 9 Monaten und von 74% nach 12 Monaten erreicht und zum Teil deutlich übertroffen wurde.

Im Vergleich zu anderen EHV-Modellen, in denen sich die stationären Phasen zu einer Gesamtdauer von bis zu 7-8 Wochen summieren, ist das EHV-Verfahren im RKBS mit einer Gesamtdauer von 5 Wochen als ausgesprochen „schlank“ einzustufen. Wie die vorliegenden Daten zeigen, sind diese Einsparungen jedoch nicht mit einem Verlust an Ergebnisqualität verbunden.

Insgesamt sind die bisher vorliegenden Ergebnisse damit ausgesprochen vielversprechend.

Dieses Fazit war für die Geschäftsführung des RKBS der Anlass, das EHV-Programm auch für Patienten anderer Versicherungsträger zu öffnen. Zugangsvoraussetzungen sind, dass die Patienten erwerbstätig sind, einen BMI > 35 aufweisen und bereit sind, an einer EHV-Maßnahme teilzunehmen, sowie eine Kostenzusage des betreffenden Versicherungsträgers.

EHV – Zwischenbericht